Kopfweiden gehören in die Prignitzer Kulturlandschaft

Kopfweiden

Das Schneiden von Kopfbäumen ist eine vom Menschen betriebene "Erziehungsform" von Bäumen. Sie kann naturschutzfachliche, wirtschaftliche oder gestalterische Ziele haben. Weit verbreitet ist das "Köpfen" (auch kröpfen) bei den Weiden. Kopfweiden prägen das Bild vieler europäischer Niederungslandschaften und sind auch in der Prignitz häufig zu finden.

Ihr Anbau in Brandenburg reicht über 250 Jahre zurück und wurde zur Zeit der Preussenkönige besonders gefördert. Seinerzeit gab es im bäuerlichen Wirtschaftsbetrieb vielfältige Verwertungsmöglichkeiten für die Ruten und das Holz der Weiden. Ein bis zwei Jahre nach dem Köpfen wurden die dünnen Ruten als Flechtmaterial für Körbe und Reusen oder zum Ausflechten der Gefache beim Hausbau und für Flechtzäune entnommen. Die verbleibenden Austriebe wurden nach drei bis fünf Jahren das nächste Mal nachgeschnitten und z. B. zu Stielen für Forken oder Schippen verarbeitet. Die dann noch verbliebenen Aufwüchse blieben etwa bis zum 10. Jahr stehen für die Brennholzgewinnung. Der Baum wurde wieder geköpft und der Umtrieb begann von Neuem.

In der Vergangenheit hatte nahezu jeder Bauer Kopfbäume an seinen Wiesen, besonders entlang von Gräben oder Wasserläufen. Sie prägten das Landschaftsbild. Durch Maßnahmen zur Flurmelioration und die Umwandlung von Wiesen in Ackerland wurde dieses Bild zunehmend verändert. Heute finden wir Kopfbäume vielerorts auch an Äckern.

Kopfweiden

Der Rückschnitt hinterlässt an den Bäumen immer große Wunden. Pilze wachsen in das Holz ein und können Fäulnis verursachen. Durch Vermorschung und Vermulmung entstehen Höhlen, die einer Vielzahl von Insekten und anderen Tierarten einen vielseitigen und wertvollen Lebensraum bieten. Damit haben Kopfweiden eine große Bedeutung für den Artenschutz. Besonders alte und dickstämmige Weiden zählen zu den insektenreichsten Pflanzenarten Europas. Sie bieten aber auch Vögeln und Säugetieren Unterschlupf. Naturschützer richten deshalb besondere Aufmerksamkeit auf die Erhaltung der dicken, alten Kopfweiden.

Erziehung und Pflege von Kopfbäumen sind mit erheblichen Kosten verbunden. Da in der heutigen Landwirtschaft auch keine wirtschaftliche Notwendigkeit dafür gegeben ist, sind Kopfweiden stark gefährdet und oft nur noch als Reste erhalten. Mit ihrer Neuanlage und Pflege sollen vor allem Habitate für Insekten und Höhlenbrüter geschaffen werden. Sie haben aber auch zum Ziel, Kopfweiden als kulturhistorisches Landschaftselement zu erhalten.

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