Das unsichtbare Freyenstein

Werden und Vergehen einer Stadt

Blick von Nordwesten auf die Freyensteiner Alt- und Neustadt, Foto: Günter Wetzel, BLDAMzoom

Anfang des 13. Jahrhunderts legten deutsche Siedler im Auftrage des Havelberger Bischofs eine Stadt an, die 1263 als "Vrigenstene" erstmals Erwähnung in einer Urkunde fand. Etwa 25 ha Fläche wurden dazu umwallt, Straßen angelegt und gepflastert. Ein Marktplatz bot Händlern die Möglichkeit, ihre Waren feilzubieten. Am Rande der Stadt befand sich eine kleine Adelsburg. Die Lage der Stadt im Grenzgebiet zu Mecklenburg ließ sie in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens aber immer wieder zum Streitobjekt werden. Mehrfach kam es zu verheerenden Zerstörungen. Das führte dazu, dass die Stadt um 1287 verlassen und an einem nahegelegenen, geschützten Platz in der Niederung der Bäk, eines kleinen Dosse-Nebenarmes, neu errichtet wurde. Die Gebäude der aufgegebenen Stadt wurden abgetragen, die Keller verfüllt und die Stadtfläche wieder als Ackerland genutzt. Damit war die alte Stadt Freyenstein aus der Landschaft verschwunden. Nur die Reste der Stadtbefestigung und der Flurname "Altstadt" hielten über Jahrhunderte die Erinnerung an die Stadtwüstung wach.

Nach geophysikalischen Untersuchungen rekonstruierter Stadtplan, Zeichnung: Thomas Schenkzoom

In den Städten Brandenburgs sind die Spuren der ersten Jahrzehnte ihrer Geschichte meist zu sehr großen Teilen jüngerer Bautätigkeit und der wechselvollen Geschichte zum Opfer gefallen. Die Stadtwüstung Freyenstein bildet hier eine große Ausnahme und bietet einen einzigartigen und ungetrübten Einblick in eine brandenburgische Stadt des 13. Jahrhunderts. Seit den 1980er Jahren finden archäologische Forschungen auf der Stadtwüstung statt, bei denen verschiedene Keller von Stadthäusern freigelegt und erste Erkenntnisse zum Aufbau und der Entwicklung der Stadt gewonnen wurden. Mit einem geophysikalischen Messverfahren gelang es sogar, den Grundriss der Stadt zu rekonstruieren.

Der freigelegte Feldsteinkeller eines Freyensteiner Hauses ist im Schutzbau des Archäologischen Parkes zu besichtigen. Foto: Thomas Hauptmannzoom

Ein besonders gut erhaltener Steinkeller wurde 2007 freigelegt und mit einem modernen Glaspavillon geschützt. Der hervorragend erhaltene Keller besteht aus Feldsteinen und besitzt einen eingewölbten Zugang mit einer Treppe. Sorgfältig in die Wände eingefügte Lichtschächte und Nischen dienten zur Beleuchtung und Aufbewahrung von Vorräten. Der Keller gehörte zu einem größeren Fachwerkgebäude, das dicht an der breiten Straße zum Marktplatz stand.
Die geborgenen Funde und die solide Bauweise belegen den Wohlstand der Bewohner des Hauses.

In der Kellerwand befinden sich Nischen, die zur Aufbewahrung und zum Abstellen eines offenen Lichts dienten. Rechts ist der Türbogen zur Kellertreppe vollständig erhalten. Foto: Thomas Hauptmannzoom
Alltagsgefäße wie Becher, Flaschen, Krüge und Kannen aus Freyensteiner Kellern, Foto: Detlef Sommer, BLDAMzoom
Werkzeuge, ein Reitersporn und andere Metallkunde von der Stadtwüstung, Foto: Detlef Sommer, BLDAMzoom
 

Im Sommer 2007 öffnete der "Archäologische Park Freyenstein" seine Pforten. Besucher können sich in einer Ausstellung über die Geschichte der Stadtwüstung und das städtische Leben im Mittelalter informieren und vor Ort verschiedene Baubefunde besichtigen. Der weitere schrittweise Ausbau wird den Park um Attraktionen wie die Burgstelle sowie um Rekonstruktionen und Schauvorführungen bereichern.

Download der Tafel Freyenstein (2,2 MB)                                                      Text: Thomas Hauptmann/BLDAM

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